X1 Carbon Gen x Kurzer Bericht von Kaffee-über-Tastatur-Zwischenfall ...

jg_123

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Hallo,

ich dachte, ich erzähle 'mal kurz, wie ich mein letztes Wochenende verbracht habe. Ich habe ein X1 Carbon 5. Generation, damals "mit allem" gekauft, ziemlich genau 3 Jahre alt (noch zwei Jahre Garantie).

Freitagnachmittag vor einer Woche brachte mir eine freundliche Seele einen großen Milchkaffee und wollte diesen direkt neben das laufende Notebook stellen ... das klappte leider nicht ganz so gut, und der gesamte Kaffee ergoß sich auf die Tastatur ... !!!

Unter höchst lästerlichem Dauerfluchen bin ich aufgesprungen und mit dem tropfenden ThinkPad in die Küche gelaufen, währenddessen habe ich hektisch auf den Ausschalter gedrückt. In der Küche den Kaltwasserhahn angemacht und und mit ordentlichem Schwall über die Tastatur laufen lassen. Kurz abgegossen - Wasser war noch milchig - also weiter unter den Wasserhahn. Nach ein, zwei Minuten war das ausfließende Wasser dann endlich klar. Inzwischen hatte eine andere gute Seele geistesgegenwärtig den 5-Liter-Bügelwasser-Kanister gebracht, und wir fingen damit an, destilliertes Wasser in das arme ThinkPad zu gießen, schön langsam und nicht sparsam. Irgendwann waren wir dann der Meinung, das nun alles genug durchfeuchtet war, und wir haben damit aufgehört, weitere Flüssigkeiten in das Gerät einzubringen.
Als es nicht mehr tropfte, haben wir es seitlich geöffnet auf ein paar Küchenpapiere gestellt und einen Ventilator sanft draufblasen lassen ... Tag und Nacht.

Natürlich habe ich dann das Netz nach Tipps und Verhaltensmaßregeln durchforstet, und dabei so manche Horrorstory gelesen. Ich hatte mir sogar schon einschlägige Firmen 'rausgesucht, die ich am Montag anrufen wollte um zu retten, was zu retten ist.

Nach etwa 48 Stunden Bepustung war ich am Sonntag nachmittag dann der Meinung, dass jetzt wohl kaum noch Wasser drin sein könnte und habe das gute Stück aufgeschraubt. Innen hat man eigentlich kaum etwas gesehen, alles war trocken, und praktisch keine (Kalk-)Rückstände waren sichtbar. Ich habe zumindest 'mal die SSD ausgebaut, aber auch zwischen den Platinen war nichts zu sehen. Mit Isopropanol und ein paar Wattestäbchen habe ich etwas herumgewischt, aber viel war gar nicht zu machen.

Okay, was soll sein ... Akku wieder rein, anschalten. Der Einschaltknopf ging etwas schwer (bilde ich mir zumindest ein), aber das ThinkPad fährt hoch! Nichts qualmt, nichts knistert ... der Fingersensor funktioniert, Windows startet, der Akku hat 55%, alle Programme (und Dateien) sind da, wo sie waren, als das Malheur passierte.

Allerdings: die Tastatur tut nicht richtig bzw. gar nicht. Wenn man ein paar Tasten ausprobiert, schaltet sich das ThinkPad wieder ab, und Buchstaben erscheinen nicht auf dem Bildschirm. Arrghhh ...

Also, nochmal aufgemacht, Akku 'raus, vorsichtig alle Flachkabel gelöst, alle Kontakte mit Wattestäbchen und Isopropanol abgerieben, wieder zusammengebaut, hoffnungsvoll hochgefahren ...

Alles funktioniert. Alles. Von Bluetooth bis WLAN, jeder Stecker und jede Buchse. Am Montagmorgen konnte ich so tun, als ob nichts besonderes gewesen wäre.


Nimm das, Apple ...!


JG
 
Nach einem Isopropanol-Bad dürfte so ziemlich jedes Laptop wieder gehen, auch ein Apple ;)
 

....also doch noch ein kapitaler Schaden! Wirklich bedauerlich!! :pinch:

SCNR :thumbsup:

Danke für den Erfahrungsbericht! Dass man ordentlich nachkippen soll hab ich so noch nie gelesen! Aber hat ja geklappt, also Gratulation ;)


Grüße von
mumford :cool:
 
Ja, den noch betriebswarmen Akku unter Wasser setzen..? Naja! :pinch:
Das ist eben auch ein Vorteil bei den alten Geräten mit den externen Akkus, dass man den mit zwei Handgriffen entfernen und die Kiste innerhalb von Sekunden stromlos machen kann.
 
Danke für den Erfahrungsbericht! Dass man ordentlich nachkippen soll hab ich so noch nie gelesen!

Vor -zig Jahren habe ich 'mal gelesen, dass man genau das machen soll, wenn einem eine Kamera ins Meer fällt (Kamera = mechanisches Gerät mit Film drin). Wichtig wäre es, auf jeden Fall das Salz rauszuspülen, also zuerst Süßwasser, und wen man hat, viel (viel!) destilliertes Wasser. Erst dann langsam trocknen.

Da ging es zwar eher um Mechanik, aber ich dachte, das Prinzip ist ja ähnlich ... möglichst keine Rückstände an Stellen, die empfindlich sein könnten.

Schwein gehabt, dass Die Wohnung noch bewohnbar ist - Du bist haarscharf an einer Explosion des Akkus durch Kurzschluss vorbeigerutscht.
Jaa ... dieses Risiko war mir grundsätzlich schon bewusst. Ich hatte die Hoffnung, dass der Akkustecker schon von Lenovo aus nicht mitten im Wasser steht, und das klares Wasser (und erst recht destilliertes Wasser) hoffentlich nicht ganz so gut leitet.
Außerdem habe schon mit vielen dicken LiXXX-Akkus in strömendem Regen gearbeitet, und habe da noch nie einen Kurzschluß erlebt ...
Zumindest war die Balkontür nach allen Seiten offen, und ich habe schon auf Knistern oder gar Rauch geachtet.
Und allzuviel Zeit zum gründlich Durchdenken hatte ich zunächst auch nicht ...

Das Netz hättest Du nicht absuchen müssen, unser Wiki hat dafür eine Seite parat:
https://thinkwiki.de/Erste_Hilfe_bei_Flüssigkeitsschäden
Die Seite hatte ich natürlich gefunden und auch gelesen. Ich wollte aber das Notebook zunächst lieber nicht (selbst) aufschrauben, vor allem wollte ich es halt nicht nass "aufs Gesicht" legen ...
Im Nachhinein weiß ich, dass ich das besser so schnell wie möglich hätte machen sollen, um den Akku schnell abzuklemmen bzw. auszubauen.
Ja, den noch betriebswarmen Akku unter Wasser setzen..? Naja!
Die Wärme des Akkus machte mir eigentlich keine Sorgen, und außerdem war da bereits eine ganze Menge Kaffee im Spiel. Ich war außerdem der naiven Ansicht, dass unter der Tastatur eine Art Kappe/Deckel ist, die Flüssigkeiten halbwegs von den wirklich empfindlichen Bereichen fernhält.
Das ist eben auch ein Vorteil bei den alten Geräten mit den externen Akkus, dass man den mit zwei Handgriffen entfernen und die Kiste innerhalb von Sekunden stromlos machen kann.
Wie sehr ich mir DAS gewünscht habe! Das ist mein erstes Thinkpad, bei dem der Akku nicht schnell abnehmbar ist, und ich finde es so richtig blöd. Eigentlich sollte irgendwo am Gerät ein "Emergency"-Knopf sein, der den Akku so trennt, dass keine Gefahr mehr besteht.

JG
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich sollte irgendwo am Gerät ein "Emergency"-Knopf sein, der den Akku so trennt, dass keine Gefahr mehr besteht.
Ist das nicht die Funktion des Emergency Reset Holes? Das zu betätigen sollte den Akku vom Strom trennen.
 
Mhm, mhm,mhm.....

Ich bin anderswo bekannt dafür hinzuschreiben was der Rest lieber nur denkt :thumbsup:

Es ist also, wie angenommen, eine besch!55ene Idee so vorzugehen wie der TE und man sollte es auf keinen Fall so machen wie hier geschrieben!!!

Sollte der Schreiber des Erfahrungsberichts sich nun gekränkt fühlen tut mir das anteilig leid, aber Anleitungen zum Unglücklichsein gibt es schon genug im Netz und bevor es Jemand nachmacht kennzeichne ich mit diesem Beitrag den Seinen als Humbug. Auch wenn es ausnahmsweise wohl funktioniert hat ist "Mehr Flüssigkeit" eher ein Problemgenerator, da braucht's kein Physikstudium.

Die Friedhöfe sind voller Leute die irgendwas "noch nie erlebt" haben....


Grüße von
mumford :cool:
 
Ich würde dem Tenor zustimmen - gerade wenn es um so Kram wie Kaffee u.ä. gibt - nicht einfach stumpf Wasser nachschütten. So schnell korrodiert da nix, zuerst komplett stromlos machen & dann an die Reinigung gehen. Mehr Wasser führt erstmal dazu, dass sich die Soße viel besser verteilt.

Tatsächlich ist die Situation bei mechanischen Geräten halt einfach ein komplett anderes. Außerdem ist Salzwasser bei weitem korrosiver, sodass es dort eventuell sinnvoll sein kann, direkt zu fluten. Süßwasser leitet Strom übrigens sehr gut, reines H2O nicht - allerdings ist auch normales "destilliertes Wasser" nicht ionenfrei ;). Es leitet schlechter, aber nicht nicht.

Es ist essentiell, dass man in so einer Sitatution nicht in Panik verfällt, sondern ruhig und besonnen handelt. Der Schaden ist bereits angerichtet - es geht darum, in Ruhe den Schaden zu begrenzen, nicht in zu verschlimmern.
 
Süßwasser leitet Strom übrigens sehr gut, reines H2O nicht - allerdings ist auch normales "destilliertes Wasser" nicht ionenfrei ;). Es leitet schlechter, aber nicht nicht.
Destilliertes Wasser leitet praktrisch keinen Strom, leicht testbar mit einem Multimeter (MOhm-Bereich). Ja, selbst Elektrogeräte mit Schutzisolierung (Schutzklasse 2) haben als Isolationswiderstand keinen unendlichen Wert, sondern irgendwas im Bereich mehrer 100 MOhm. Das Ziel eine Gefährdung für den Menschen auszuschliessen ist damit aber erreicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du meinst also, dass destilliertes Wasser genauso gut wie eine Schutzisolierung wäre? Vor allem, wenn man es auf Oberflächen kippt, die eben nicht sauber sind und somit durchaus hier und da mal das destillierte Wasser mit Ionen anreichern können?

Ich würde mich niemals darauf verlassen wollen, dass das destillierte Wasser, was so rumsteht (in einem Privathaushalt, offen zugänglich) - am besten genutzt von irgendwelchen Oberflächen - dass es tatsächlich noch sehr wenig Strom leitet.
 
Du meinst also, dass destilliertes Wasser genauso gut wie eine Schutzisolierung wäre? Vor allem, wenn man es auf Oberflächen kippt, die eben nicht sauber sind und somit durchaus hier und da mal das destillierte Wasser mit Ionen anreichern können?
Nein, das ist Unsinn und ich habe nichts dergleichen behauptet. Schutzklassen bei Elektrogeräten erfüllen einen Zweck: Für den Menschen gefährliche Ströme >50mA zu verhindern und das kann man je nach Leistung und Anwendungsbereich auf verschiedene Weisen erreichen - deswegen die verschiedenen Schutzklassen. Ziel ist nicht NULL Widerstand, was auch unmöglich ist weil auch Luft ab einer bestimmten Spannungshöhe leitend wird.

Destilliertes Wasser wird benutzt weil anders als bei normalem Wasser sehr wenige Ionen gelöst sind. Leitfähigkeit als auch Korrosion von Bauelementen sind damit sehr stark herabgesetzt (aber nicht Null). Deswegen verwendet man bei Reinigungsvorgängen destilliertes Wasser statt Leitungswasser, weil man möglichst wenige Rückstände auf dem Reinigungsgut haben will. Ich würde auch nicht empfehlen ein Mainboard in destilliertem Wasser befindlich unter Strom zu setzen denn auf dem Board befindliche Rückstände können ausreichen dieses zu zerstören.

https://www.youtube.com/watch?v=qGbQ2FPDqkw
Die Widerstandsmessung ist ca. bei 18m.
 
Ok, evtl. habe ich dich vllt. ein wenig überinterpretiert - weitab sind wir mit unserer Auffassung nicht: Mainboard, solange es feucht ist (auch mit Dest.) keinesfalls unter Strom setzen und im Prinzip erst mit Dest.-Wasser in Berührung bringen wenn spannungsfrei.

Mir ging es einfach darum, darauf hinzuweisen, dass auch destilliertes Wasser durchaus nicht als "das leitet sicher nicht" angesehen werden sollte (auch wenn der Widerstand ziemlich hoch ist & es damit wenig leitet (im Reinzustand)). Natürlich ist Dest. aber trotzdem die Wahl zum reinigen bzw. zum Verdünnen von Lösungen zur Reinigung.
 
Ich würde mich niemals darauf verlassen wollen, dass das destillierte Wasser, was so rumsteht (in einem Privathaushalt, offen zugänglich) - am besten genutzt von irgendwelchen Oberflächen - dass es tatsächlich noch sehr wenig Strom leitet.

Ich will ja gar nicht, dass DU dich darauf verlassen sollst, aber derartige Vermutungen über die augenscheinliche Inkomeptenz aller anderen gehen schon etwas weit ... ;-)

JG

- - - Beitrag zusammengeführt - - -

Hallo!

Ich bin anderswo bekannt dafür hinzuschreiben was der Rest lieber nur denkt

Das ist ja cool, dass du genau weißt, was alle anderen scheinbar so denken ... :)
Es ist also, wie angenommen, eine besch!55ene Idee so vorzugehen wie der TE

Hmm, irgendwie sehe ich das nicht als "es ist also so" an. Ich sehe durchaus unterschiedliche Vermutungen und Einschätzungen, aber kein abschließendes "Es ist so und nicht anders" ...

Anleitungen zum Unglücklichsein gibt es schon genug im Netz und bevor es Jemand nachmacht kennzeichne ich mit diesem Beitrag den Seinen als Humbug.


Auch hier muss ich zumindest leise protestieren: "Humbug" wäre es vielleicht, wenn man etwas erzählt, ohne zu wissen, was tatsächlich passiert ist. Oder wenn man aus einer bestimmten Erfahrung heraus den Schluss ziehen würde, dass es so genau richtig ist, und dass es immer so gemacht werden sollte.
Ich hingegen habe lediglich das wiedergegeben, was passiert ist, und habe an keiner Stelle gesagt, dass dies die beste oder gar einzig richtige Art sei, mit dem Problem umzugehen.

Kein Humbug.


Auch wenn es ausnahmsweise wohl funktioniert hat

Es hat nicht - herablassend - "wohl funktioniert", es hat ganz wunderbar funktioniert!


ist "Mehr Flüssigkeit" eher ein Problemgenerator, da braucht's kein Physikstudium.
Das ist das Problem mit den "alteingesessenen" Meinungen. Immer ist es genau so richtig, wie man gedacht hat, bis dann auf einmal eben nicht ...
Die Friedhöfe sind voller Leute die irgendwas "noch nie erlebt" haben....

Das ist ein wenig konstruktives Totschlagargument, oder?


Abschließend:
Im Moment kenne ich genau einen (1) Fall, in dem "viel Wasser und viel destilliertes Wasser hinterhergießen" ein serienmäßiges X1 Carbon gerettet hat.

Ich kennen keinen (0) Fall/Fälle, in denen ein X1 Carbon durch
"viel Wasser und viel destilliertes Wasser hinterhergießen beschädigt oder gar "zur Explosion gebracht" wurde.

Im Moment ist die Statistik also noch auf meiner Seite ... Falls aber irgendjemand Fälle kennt, in denen es in einer ähnlichen Situation zu Explosionen oder ähnlichem Ungemach kam - ich lerne selbstverständlich gerne dazu. Aber vielleicht reagieren ja manche Thinkpads auf Wasser gar nicht soo empfindlich, wie alle immer denken ...?

JG


Disclaimer: ich möchte niemandem empfehlen, meinem Beispiel zu folgen und nach einem Kaffeeunfall erstmal (natürlich nach Steckerziehen und Ausschalten) viel Wasser hinterher zu gießen.

Ich würde vielmehr empfehlen, das Notebook waagrecht zu halten und zu warten, bis es aufhört, Kaffee zu tropfen (... aber nur ein paar Minuten). Dann würde ich dazu raten, das Notebook aufzuschrauben und den Akku zu entfernen. Es sind nur ein paar Kreuzschlitz-Schrauben, die gelöst werden müssen, dann kann man die Rückwand abhebeln. Der Akku ist auch mit ein paar Schrauben befestigt, man muss etwas aufpassen, dass die dünnen Antennendrähte nicht beschädigt werden, die am Akku festgeklemmt sein können. Der Akku selbst hat
bei Generation 5 und 6 (bei den nachfolgenden Generationen kenne ich mich nicht aus) keinen richtigen Stecker, eher eine Halterung, geht also ganz einfach 'raus.

Wenn der Akku draußen ist, würde ich das Notebook wieder "richtig herum" hinstellen, mir die 5-l-Flasche mit destilliertem Wasser holen, die glücklicherweise originalverschlossen im Regal steht, und würde dann so lange destilliertes Wasser in das Notebook gießen, bis kein kaffeefarbenes Wasser mehr nachkommt. Die CMOS-Batterie würde ich schlicht ignorieren.

Dann weiter wie überall beschrieben: auseinandernehmen, Isopropanol, saubermachen, trocknen lassen ...


Gruß

JG
 
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